In der bewegten Zeit zwischen Kaiserreich und Nachkriegsdeutschland prägte ein bedeutender Bildhauer mit monumentalen Werken den öffentlichen Raum und hinterliess tiefe Spuren in der deutschen Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts[1]. Zwischen klassischer Formgebung und modernistischen Ansätzen entwickelte sich sein vielfältiges Œuvre, das von dynamischen Bronzefiguren über ausdrucksstarke Skulpturen bis hin zu heroischen Monumentalplastiken reicht[1]. Mit seinem technischen Können und der Fähigkeit, zeitgemässe Strömungen aufzugreifen und gleichzeitig einen eigenen künstlerischen Ausdruck zu finden, wurde er zu einem der wichtigsten Vertreter der deutschen Bildhauerei seiner Generation[2]. Nicht nur als Schöpfer beeindruckender Denkmäler und Ehrenmonumente erlangte er Berühmtheit, sondern auch als einflussreicher Lehrer, der Generationen von Künstlern an renommierten Akademien prägte[3].
Am 16. September 1878 in Ühlingen im Schwarzwald geboren, begann Karl Albiker seine künstlerische Ausbildung 1898 als Meisterschüler an der Kunstakademie Karlsruhe[4]. Seine frühe Entwicklung wurde entscheidend durch einen Studienaufenthalt in Paris geprägt, wo er 1899/1900 an der Académie Julian studierte und die prägende Bekanntschaft mit dem grossen Bildhauer Auguste Rodin machte[2]. Nach Aufenthalten in München (1900-1903) und Rom (1903-1905) bezog er 1905 sein selbst entworfenes Atelierhaus in Ettlingen, das fortan sein künstlerisches Zentrum bildete[5]. Der mit dem Villa-Romana-Preis ausgezeichnete Künstler verbrachte 1910/1911 einen inspirierenden Aufenthalt in Florenz, wo er den Philosophen Leopold Ziegler kennenlernte[6]. Ein bedeutender Karriereschritt erfolgte 1919 mit der Berufung als Professor an die Dresdner Kunstakademie, wo er bis zur Zerstörung seines dortigen Ateliers im Februar 1945 wirkte und zahlreiche Künstler ausbildete[5]. In dieser Zeit entstanden seine wichtigsten öffentlichen Auftragswerke, darunter 1924/25 die über vier Meter hohe Bronze-Skulptur „Pallas Athene“ für das Gefallenendenkmal der Technischen Hochschule Karlsruhe und 1936 die monumentalen Figuren „Diskuswerfer“ und „Staffelläufer“ für das Berliner Olympiastadion[7]. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte er 1947 in sein Ettlinger Haus zurück, wo er bis zu seinem Tod am 26. Februar 1961 lebte und arbeitete[1].
Das vielseitige Schaffen des mehrfach ausgezeichneten Künstlers – unter anderem erhielt er 1953 den Hans-Thoma-Preis und 1957 das Grosse Bundesverdienstkreuz – lässt sich keiner einheitlichen Stilistik zuordnen[2]. Seine Werke reichen von dynamischen Bronzefiguren über expressionistisch anmutende Skulpturen bis hin zu klassisch inspirierten Monumentalplastiken, wobei er stets besonderen Wert auf das Problem der Figur im Raum legte[1]. Als Meister der Grossplastik im öffentlichen Raum gestaltete er Denkmäler und Ehrenmonumente, die bis heute stadtbildprägend wirken und von seinem handwerklichen Können zeugen[7]. Seine künstlerische Hinterlassenschaft ist heute in verschiedenen Museumssammlungen vertreten, wobei ein bedeutender Teil seines Nachlasses Ende der 1960er-Jahre von seiner Familie der Stadt Ettlingen gestiftet wurde und den Grundstein für eine umfangreiche Sammlung süddeutscher Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts bildet[8]. In seinen besten Arbeiten verbindet er klassische Formtraditionen mit zeitgenössischen Impulsen zu einer eigenen künstlerischen Sprache, die ihm einen festen Platz in der deutschen Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts sichert[1].