Mit einer unbändigen Leidenschaft für das Formen und Gestalten prägte er die figürliche Plastik der Schweiz im 20. Jahrhundert wie kaum ein anderer[1]. Seine bronzenen Skulpturen, liebevoll als „Manöggel“ bezeichnet, zeugen von einer tiefen Verbundenheit mit dem Wesentlichen und stehen als stille Zeugen des Menschseins auf zahlreichen öffentlichen Plätzen[Y]. Die Kunst von Rolf Brem zeichnet sich durch eine beeindruckende Lebensnähe und Natürlichkeit aus, die in einer Zeit zunehmender Abstraktion einen bewusst gewählten Gegenpol darstellte[2]. Seine Figurengruppen, darunter die bekannte Installation „Hirt mit Schafen“ vor dem Luzerner Stadttheater, laden bis heute zum Verweilen ein und berühren durch ihre unaufdringliche Präsenz[1]. Als einer der populärsten und bekanntesten Künstler der Zentralschweiz schuf er ein Werk, das durch seine Zugänglichkeit und gleichzeitige künstlerische Tiefe besticht[1].
Der 1926 in Luzern geborene Künstler entstammte einer Handwerkerfamilie und entdeckte schon als Siebenjähriger seine Liebe zur Bildhauerei, als er begann, erste Skulpturen aus Ton zu modellieren[3]. Nach dem Besuch des Gymnasiums absolvierte er von 1945 bis 1948 die Bildhauerklasse an der Kunstgewerbeschule Luzern, bevor er für neun prägende Jahre mit dem Zürcher Plastiker Karl Geiser zusammenarbeitete[1]. Seine künstlerische Ausbildung vertiefte er durch Studienaufenthalte in Paris an der Académie de la Grande Chaumière und als Mitglied des Istituto Svizzero in Rom[2]. Nach Geisers Tod 1957 richtete er sein Hauptatelier in der Orangerie der Villa St. Charles-Hall in Meggen ein, wo er über fünfzig Jahre lang arbeiten sollte[3]. Im Jahr 1972 eröffnete er ein zweites Atelier im Tessin, in unmittelbarer Nähe zur Perseo-Kunstgiesserei, die seine Skulpturen in Bronze goss[3]. Während seiner langen Schaffensperiode entwickelte sich sein Stil kontinuierlich weiter – seine Figuren wurden bewegter, individueller und lösten sich zunehmend von der Strenge seines Lehrers[3].
Im Zentrum von Brems Schaffen stand stets der Mensch – in Gedanken versunkene oder spielende Mädchen, arbeitende Männer und Frauen, oft in spontaner Bewegung eingefangen[1]. Besondere Meisterschaft erreichte er in seinen zahlreichen Porträtbüsten, mit denen er Persönlichkeiten wie Günter Grass, Hans Küng oder Hugo Loetscher kongenial in Bronze verewigte[1]. Der internationale Durchbruch gelang ihm 1992, als der renommierte Ausstellungsmacher Harald Szeemann 136 seiner Porträtköpfe für die Weltausstellung in Sevilla auswählte[2]. Für sein künstlerisches Wirken erhielt er 1977 den Kunstpreis der Stadt Luzern und wurde 2011 zum Ehrenbürger seiner langjährigen Wahlheimat Meggen ernannt[4]. Trotz seines Erfolgs blieb er stets bescheiden und lebte nach dem Motto: „Ich will mit der Kunst den Menschen Freude machen“[5]. Als er am 11. April 2014 im Alter von 88 Jahren starb, hinterliess er ein umfangreiches Werk, das durch seine humanistische Grundhaltung, handwerkliche Perfektion und emotionale Tiefe besticht[6]. Seine Bronzefiguren bleiben als lebendige Zeugnisse einer Kunst, die den Menschen in seiner Verletzlichkeit und Würde ins Zentrum stellt[1].