Als Pionier der modernen Kunst in der Schweiz prägte er mit seinem farbgewaltigen und ausdrucksstarken Werk die künstlerische Landschaft weit über die Landesgrenzen hinaus[1]. Sein vielseitiges Schaffen als Maler, Zeichner, Grafiker und Bildhauer spiegelte stets den Mut zur Veränderung und die Offenheit für Neues wider, was ihm den Beinamen „Bonnard der Schweizer“ einbrachte[2]. Mit seiner charismatischen Persönlichkeit, die in Natur und Tradition verwurzelt war, erschuf er über 4000 Werke und verstand seine Kunst als eine präzise, symphonische Komposition der Farben, die menschlich gefühlt und dichterisch empfunden war[3].
Cuno Amiet wurde am 28. März 1868 in Solothurn geboren und widmete sein ganzes Leben der Kunst[4]. Nach der Matura studierte er an der Kunstakademie in München, wo er seinem lebenslangen Freund Giovanni Giacometti begegnete, mit dem er anschliessend die Ausbildung an der Académie Julian in Paris fortsetzte[5]. 1892 reiste er ins bretonische Dorf Pont-Aven, wo er stark von Paul Gauguin, Paul Sérusier und anderen Künstlern inspiriert wurde und die Ton-in-Ton-Akademiemalerei gegen den Divisionismus eintauschte, bei dem die Farbe als primäres Ausdrucksmittel diente[4]. Zurück in der Schweiz lernte Amiet 1893 Ferdinand Hodler kennen, mit dem er gemeinsam den Aufbruch des Jugendstils in der Schweiz prägte[4]. Im Jahr 1898 heiratete er die Wirtstochter Anna Luder und liess sich mit ihr in Oschwand nieder, wo sie ein erfülltes Leben verbrachten und ihr Wohnsitz zu einem Treffpunkt der nationalen und internationalen Kunstszene wurde[5]. Auf Anfrage von Erich Heckel trat er 1906 als einziger Schweizer der expressionistischen Künstlervereinigung „Die Brücke“ bei, was seinen Ruf als bedeutender Repräsentant der europäischen Avantgarde festigte[3]. Nach Ferdinand Hodlers Tod 1918 avancierte Cuno Amiet zum „peintre officiel“ der Schweiz und zu einer kulturellen Integrationsfigur[4]. Ein schwerer Schicksalsschlag traf ihn 1931, als beim Brand des Glaspalastes in München 51 seiner wichtigsten Werke zerstört wurden, doch er liess sich nicht entmutigen und versuchte, den Verlust durch neue Schöpfungen auszugleichen[4].
Amiets künstlerisches Schaffen zeichnete sich durch seine Experimentierfreudigkeit und stilistische Vielseitigkeit aus, wobei er als erster Schweizer Maler der Farbe in der Komposition den Vorrang gab[1]. Mit seinen farbintensiven Landschaften, ausdrucksstarken Porträts, stimmungsvollen Stillleben und der besonderen Vorliebe für Erntemotive schuf er ein faszinierendes Gesamtwerk, das heute in zahlreichen internationalen Museen und Kunstsammlungen vertreten ist[3]. Sein Interesse an unterschiedlichen Maltechniken und Ausdrucksformen spiegelt sich in seinen Experimenten mit verschiedenen Farbsystemen wider, besonders in seiner frühen Schaffensperiode[6]. Als grosser Menschenfreund, der ungeachtet von Geschlecht, ethnischer Herkunft, Nationalität oder Religion jeden respektvoll behandelte, hinterliess er ein reiches künstlerisches Erbe, als er 1961 im Alter von 93 Jahren auf der Oschwand starb[4]. Sein Einfluss auf die Schweizer Kunst und seine Rolle als Wegbereiter der Moderne machen ihn zu einer der bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten des Landes, dessen farbgewaltige Werke noch heute Betrachter in ihren Bann ziehen[7].