Mit feinfühligem Blick für die Weite der Landschaft und einem untrüglichen Gespür für die atmosphärische Kraft der Natur schuf er Werke, die den Betrachter in eine Welt der Freiheit und Kontemplation entführen[1]. Der belgisch-schweizerische Maler hinterliess ein beeindruckendes Œuvre, das von grossformatigen Ölgemälden bis hin zu subtilen Zeichnungen reicht und in seiner Gesamtheit eine tiefe Verbindung zwischen innerem Erleben und äusserer Landschaft offenbart[1]. Roger Kathy, der als Autodidakt seinen unverwechselbaren Stil entwickelte, zählt zu jenen Künstlern, die nicht durch spektakuläre Provokation, sondern durch meditative Tiefe und handwerkliche Meisterschaft überzeugen[2]. Seine Landschaftsdarstellungen, die weit mehr als naturalistische Abbildungen sind, geben Zeugnis von einem Menschen, der stets nach Freiheit und Weite strebte und diese innere Sehnsucht in visuell kraftvolle Bildkompositionen zu übersetzen vermochte[1]. Die behutsame Farbgebung mit ihren fliessenden Übergängen und die für ihn typische Einheit grosser Flächen schaffen eine visuelle Poesie, die auch Jahrzehnte nach seinem Tod noch berührt[1].
Geboren am 10. Mai 1934 im flämischen Leuven als Sohn eines Juristen, sollte Roger Thys, wie er mit bürgerlichem Namen hiess, eigentlich in die Fussstapfen seines Vaters treten[2]. Nach der Matura diente er jedoch zunächst als Fallschirmspringer beim Militär und schrieb sich anschliessend zwar für Rechtswissenschaften an der Universität ein, brach dieses Studium aber nach drei Semestern ab[2]. Der Ruf der Kunst erwies sich als stärker, und so zog es ihn nach Paris, wo er auf dem Montmartre als Autodidakt seinen eigenen Stil entwickelte und gelegentlich unter den dortigen Strassenmalern sein Auskommen fand[1]. Sein künstlerischer Durchbruch kam, als der renommierte Galerist Bowinkel in Neapel sein Talent erkannte und ihm 1959 eine erste Ausstellung ermöglichte[2]. Im selben Jahr liess sich Kathy in der Schweiz nieder, der Heimat seiner Frau, wo er zunächst in Lenzburg lebte und später sein Atelier nach Veltheim verlegte[1]. In den folgenden Jahren konnte er seinen Bekanntheitsgrad stetig steigern und wurde in zahlreichen Galerien und Kunsthäusern ausgestellt, darunter in Schaffhausen, Zürich, Baden, Glarus und sogar in den USA[2]. Seine künstlerische Karriere fand ein jähes Ende, als er am 16. Mai 1979 im Alter von nur 45 Jahren in Küttigen verstarb[2].
Die Kunst Roger Kathys zeichnet sich vor allem durch seine unverwechselbaren Landschaftsdarstellungen aus, die stets mehr sind als blosse Abbilder der Realität[1]. Mit Vorliebe malte er die unendliche Weite der Beauce mit ihren wogenden Kornfeldern oder die flachen Küstenlandschaften seiner belgischen Heimat mit ihren niederen Horizonten[1]. Charakteristisch für seine Werke ist der oft fehlende Vordergrund, wodurch der Betrachter das Gefühl erhält, selbst inmitten dieser Weite zu stehen, frei und losgelöst von zivilisatorischen Zwängen[1]. Besonders bemerkenswert sind seine Himmel, die er unvergleichlich darzustellen wusste – mal drohend düster, mal licht und durchsichtig, doch nie flächig starr[1]. Neben Naturlandschaften faszinierten ihn auch menschengemachte Umgebungen wie Hafenanlagen, Bahnhöfe oder Industriebauten, die er mit demselben intuitiven Gespür für atmosphärische Dichte auf die Leinwand brachte[1]. In seinen bevorzugt grossformatigen Ölbildern offenbart sich ein Künstler, für den das Handwerk ebenso wichtig war wie die emotionale Dimension[1]. Jedes seiner Werke trägt ein Stück seiner selbst in sich, ist Ausdruck seiner Stimmungen und seelischen Verfassung – vielleicht erklärt dies, warum er sich nur mit Wehmut von seinen Bildern trennen konnte, die heute in Galerien und Privatsammlungen weltweit geschätzt werden[1].
